Doris Roetheli-Thorn

Doris Roetheli-Thorn

Gastbloggerin: Doris Roetheli-Thorn, Mitarbeiterin Kundenservice

Bergwaldprojekt zum Zweiten

Donnerstagabend, Ankunft in Trin, Pension Ringel. So fröhlich wie der Name tönt, so wird es drinnen auch in den nächsten 2 Tagen zugehen.

Wir sind ja 38 alte Routiniers, die Zimmer/Massenlager sind schnell gefunden. Kulinarisch betreut werden wir von zwei einheimischen Damen. Es gibt einfache, gute Hausmannskost. Eine leichte Delle erfährt die Stimmung, nachdem uns mitgeteilt wird, dass das Haus neuerdings absolut alkoholfrei ist. Ein kaltes Bier oder ein Glas Wein gehören halt schon dazu. Aber wir haben ja findige Leute, die das „Problem“ nach ein paar Minuten lösen und ein Harass Bier sowie einige Flaschen Wein stehen auf dem Tisch. Es herrscht Kaiserwetter, wir vergnügen uns nach dem Essen auf der Terrasse, der harte Kern hält bis nach Mitternacht aus. Morgen wird trotzdem angepackt werden.

Um 7 Uhr ist Tagwache, Frühstück, um 8 geht es los, „der Berg ruft“. In Minibussen fahren wir in die Höhe. Der letzte Kilometer wird unter die Füsse genommen, und Hämmer, Pickel, Stemmeisen, Rammböcke, Sägen, Verpflegung, Wasserkanister, Zaunmaterial etc. etc. wollen nach oben getragen werden.

Nun bekommen wir Instruktionen. Diesmal Schlagräumung: Den Waldboden von (teilweise jahrelang eingewachsenem) Totholz befreien, Äste von bis zu 3 Metern Länge auf immerSchlagräumung grösser werdende Haufen zusammentragen. Zaunelemente zusammenbauen. Und schliesslich daraus Zäune bauen, damit auf diesem Areal wieder unverfälschter Naturwald wachsen kann, ohne dass das Wild sich daran gütlich tut.

Nun müssen also etwa 500 Zaunlatten (immerhin mit einer Länge von 4 Metern) und zig Pfähle vom Parkplatz den Berg hochgeschleppt werden (das wird für einige blaue Flecken an den Schultern sorgen).

Dann wird eine kleine Zaunmanufaktur eingerichtet, es wird gesägt und gehämmert, und mittels einer Schablone werden dutzende Zaunelemente von ca. 4 x 2 Metern zusammengezimmert.

Die Gruppe „Herkules“ macht sich auf zum Zaunbauen. Die Areale sind abgesteckt. Es gilt Löcher vorzugraben, was angesichts des steinigen Untergrundes kein Kinderspiel ist. Dann werden die 2 ½ Meter langen Pfähle mit dem Rammbock eingeschlagen, dürfen nicht schief sein, dürfen sich nicht verdrehen, und das alles auf Berg- und Talgelände. Das Ganze ersetzt locker ein halbes Jahr Bodybuilding. Nun werden die Elemente an die Pfähle genagelt, da wird gezogen und gedrückt  – einmal kommt sogar ein Hosengurt zum Einsatz – damit das alles nahtlos zusammenpasst.

Dann müssen noch Stützstreben angebracht werden, die das Ganze fixieren. Immerhin können hier im Winter 2 Meter Schnee liegen.

So gegen 10 Uhr eine Znünipause, es ist gefühlte 40 Grad warm und man lechzt nach jedem Wölkchen.

Es wird – mit Pausen – weiter gekrampft bis um etwa 17 Uhr, und auch dem „Distinguiertesten“ rinnt der Schweiss nun in jede Ritze.

Unser Leiter kommt mit der Idee, zum Abschluss einen Sprung in den nahegelegenen idyllischen Crestasee zu machen, und etwa die Hälfte der Belegschaft macht sich erwartungsvoll auf den Weg. Das ist nun wirklich das Nonplusultra und hat etwa den gleichen Stellenwert wie eine Woche Ferien  am Meer. Wir wissen nun, woher der Ausdruck „wie neugeboren“ kommt.

Der Abend ist wieder strahlend und warm. Wir geniessen das Draussensein und fallen diesmal um einiges schwerer ins Bett.

Wir stehen am nächsten Morgen um 7 Uhr wieder auf. Regen, man wusste es ja. Aber was ist das da oben, 100 Meter höher? Nebel? Wolken? Alles weiss, das kann doch nicht….??? Doch, es kann: Schnee! Das Thermometer ist um 20 Grad gefallen, es giesst wie aus Kübeln, es donnert und blitzt. Das ist dem Berg aber egal, er ruft trotzdem. Diesmal sind wir innert Kürze wieder tratschnass, nur kommt‘s jetzt von aussen. Die Zäune sind gut halbfertig, wir haben noch etwa 3 Stunden Zeit. Mit immer mehr Routine und Geschwindigkeit – rumstehen lag bei dieser Kälte sowieso nicht drin – haben wir es geschafft! Es war ein wahrhaft gutes Gefühl!

Schlotternd haben wir dann das Lager geräumt und alles wieder heruntergetragen. Zuhause raus aus den Klamotten, rein in die heisse Dusche! Das Zähneklappern wurde allmählich weniger. Und krank wurde auch niemand.Projektgruppe

Nach dem Aufräumen, Putzen und Werkzeuge reinigen kam dann um 16 Uhr unser Car, der uns wieder nach Hause brachte. Ich müsste mich schwer täuschen, wenn wir uns nicht alle bereits auf „Bergwald zum Dritten“ freuen würden.

Informationen dazu auf unserer Homepage.